Ver­letz­te woll­te Hund und Kater mit dem Besen tren­nen 

(Kiel) Der Hal­ter eines Tie­res haf­tet nicht nur für unmit­tel­bar durch das Tier ver­ur­sach­te Ver­let­zun­gen. Die Tier­hal­ter­haf­tung erfasst viel­mehr auch Fäl­le, in denen ein Mensch sich auf­grund der vom Tier her­bei­ge­führ­ten Gefahr zu hel­fen­dem Ein­grei­fen ver­an­lasst sieht. 

Beru­hend auf die­sem Grund­satz, so der Moer­ser Fach­an­walt für Straf- und Ver­kehrs­recht Ber­til Jakobson, Lei­ter des Fach­aus­schus­ses „Unfall­re­gu­lie­rung“ des VdV­KA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­An­wäl­te e. V. mit Sitz in Kiel unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Frank­furt am Main vom 30.01.2023 zu sei­ner Ent­schei­dung Az. 4 U 249/21, hat das OLG den Hal­ter eines Hun­des dem Grun­de nach zur Zah­lung von Schmer­zens­geld ver­ur­teilt, da die­ser den Kater der Klä­ge­rin ange­grif­fen hat­te. Beim Ver­such, die Tie­re zu tren­nen, stürz­te die Klä­ge­rin. 

  • Sach­ver­halt

Die Par­tei­en sind Nach­barn. Sie räum­ten im Janu­ar 2017 gleich­zei­tig Schnee von ihren Grund­stü­cken. Unter dem Neu­schnee hat­te sich auf dem klä­ge­ri­schen Grund­stück eine ver­eis­te Flä­che gebil­det. Der Hüte­hund des Beklag­ten gelang­te wäh­rend der Räum­ar­bei­ten auf das Grund­stück der Klä­ge­rin. Ob die Klä­ge­rin nach­fol­gend stürz­te, da der Hund des Beklag­ten den Kater der Klä­ge­rin ange­grif­fen hat­te, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.  Das Land­ge­richt hat­te nach Beweis­auf­nah­me die auf Schmer­zens­geld und Fest­stel­lung der Ein­stands­pflicht für wei­te­re Schä­den gerich­te­te Kla­ge abgewiesen.

  • OLG-Ent­schei­dung

Auf die hier­ge­gen gerich­te­te Beru­fung der Klä­ge­rin stell­te das OLG dage­gen fest, dass der Klä­ge­rin dem Grun­de nach ein Anspruch auf Schmer­zens­geld und Scha­dens­er­satz zustehe.

Der Beklag­te haf­te nach den Grund­sät­zen der sog. Tier­ge­fahr, begrün­de­te das OLG sei­ne Ent­schei­dung. Nach der Beweis­auf­nah­me sei davon aus­zu­ge­hen, dass die Klä­ge­rin gestürzt sei, da sich der Hund auf ihren Kater gestürzt und die­sen am Kopf gepackt habe. Die Klä­ge­rin habe die Tie­re mit ihrem Besen tren­nen wol­len. Sowohl die Anga­ben der Klä­ge­rin als auch die des Beklag­ten deck­ten die­sen Gesche­hens­ab­lauf. Der Beklag­te hat­te im Rah­men sei­ner Anhö­rung klar­ge­stellt, dass er ledig­lich gese­hen habe, „dass sein Hund Schlä­ge bezo­gen habe“. Die Sicht auf das wei­te­re Gesche­hen sei dage­gen ver­deckt gewe­sen. Es spre­che nichts dafür, dass die Klä­ge­rin den Hund „ohne jeden Grund geschla­gen haben soll­te“. Die Klä­ge­rin habe den Hund viel­mehr schon lan­ge gekannt und in der Ver­gan­gen­heit regel­mä­ßig mit ihm gespielt. Das vom Beklag­ten berich­te­te Schla­gen las­se sich „ohne Wei­te­res in Über­ein­stim­mung brin­gen mit der Schil­de­rung der Klä­ge­rin, sie habe ver­sucht, mit dem Besen die Tie­re zu tren­nen“. Die Anga­ben der Klä­ge­rin sei­en auch von den Zeu­gin­nen bestä­tigt wor­den. Aus der ärzt­li­chen Stel­lung­nah­me erge­be sich zwei­fels­frei, dass die Klä­ge­rin in der frag­li­chen Zeit Ver­let­zun­gen am Hand- und Knie­ge­lenk erlit­ten habe.

Als Hal­ter des Hun­des habe der Beklag­te damit für die erlit­te­nen Schä­den ein­zu­ste­hen. Die ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­ge Haf­tung des Tier­hal­ters bestehe bereits, wenn eine Ver­let­zung „adäquat kau­sal auf ein Tier­ver­hal­ten zurück­zu­füh­ren ist“. Es kom­me nicht auf eine unmit­tel­bar durch das Tier bewirk­te Ver­let­zung an. Aus­rei­chend sei, „wenn sich ein Mensch durch die von dem Tier her­bei­ge­führ­te Gefahr zu hel­fen­dem Ein­grei­fen ver­an­lasst sieht“, betont das OLG. So lie­ge es hier. Die Klä­ge­rin habe sich durch den Angriff des Hun­des dazu ver­an­lasst gese­hen, dem Kater zur Hil­fe zu eilen. Auch wenn es ange­sichts der win­ter­li­chen Ver­hält­nis­se aus objek­ti­ver Sicht unklug gewe­sen sei, sich schnell auf die Tie­re zuzu­be­we­gen, sei es doch eine völ­lig nahe­lie­gen­de Reak­ti­on gewesen.

Der Höhe nach ist über die erlit­te­nen Ver­let­zun­gen noch Beweis zu erhe­ben, so dass das OLG zunächst nur die Haf­tung dem Grun­de nach fest­ge­stellt hat.

Die Anfecht­bar­keit der Ent­schei­dung hängt von der Wert­fest­set­zung des Revi­si­ons­ge­richts ab.

Jakobson riet, dies zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len unbe­dingt recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf den VdV­KA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V. — www.vdvka.de — ver­wies.  

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Ber­til Jakobson
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Fach­an­walt für Strafrecht
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