(Kiel) Der Bun­des­ge­richts­hof hat sich in einer Ent­schei­dung mit den Anfor­de­run­gen beschäf­tigt, die bei einer for­mu­lar­mä­ßi­gen Ver­kür­zung von Ver­jäh­rungs­fris­ten an die Ver­ständ­lich­keit der Rege­lung aus Sicht des Ver­brau­chers (Kun­den) zu stel­len sind.

Dar­auf ver­weist der Lim­bur­ger Fach­an­walt für Ver­kehrs­recht Klaus Schmidt-Strunk, Vize­prä­si­dent des VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­An­wäl­te e. V. mit Sitz in Kiel, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) vom 29.04.2015 zu sei­nem Urteil vom sel­ben Tage, Az. VIII ZR 104/14.

Die Klä­ge­rin erwarb beim beklag­ten Auto­händ­ler einen gebrauch­ten Pkw, an dem auf­grund von Pro­duk­ti­ons­feh­lern Kor­ro­si­ons­schä­den auf­tra­ten. Mit ihrer Kla­ge ver­langt sie die Kos­ten für eine Besei­ti­gung die­ser Schä­den. Dem Kauf­ver­trag lie­gen die All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen des Beklag­ten zugrun­de, die der “Unver­bind­li­chen Emp­feh­lung des Zen­tral­ver­bands Deut­sches Kraft­fahr­zeug­ge­wer­be e.V. (ZDK)” mit Stand 3/2008 ent­spre­chen. Sie lau­ten aus­zugs­wei­se wie folgt:

VI. Sach­man­gel

1.Ansprüche des Käu­fers wegen Sach­män­geln ver­jäh­ren in einem Jahr ab Ablie­fe­rung des Kauf­ge­gen­stan­des an den Kunden. […] 

5.Abschnitt VI Sach­man­gel gilt nicht für Ansprü­che auf Scha­dens­er­satz; für die­se Ansprü­che gilt Abschnitt VII Haftung. 

VII. Haf­tung

1.Hat der Ver­käu­fer auf­grund der gesetz­li­chen Bestim­mun­gen für einen Scha­den auf­zu­kom­men, der leicht fahr­läs­sig ver­ur­sacht wur­de, so haf­tet der Ver­käu­fer beschränkt: 

Die Haf­tung besteht nur bei Ver­let­zung ver­trags­we­sent­li­cher Pflich­ten, etwa sol­cher, die der Kauf­ver­trag dem Ver­käu­fer nach sei­nem Inhalt und Zweck gera­de auf­er­le­gen will oder deren Erfül­lung die ord­nungs­ge­mä­ße Durch­füh­rung des Kauf­ver­tra­ges über­haupt erst ermög­licht und auf deren Ein­hal­tung der Käu­fer regel­mä­ßig ver­traut und ver­trau­en darf. Die­se Haf­tung ist auf den bei Ver­trags­ab­schluss vor­her­seh­ba­ren typi­schen Scha­den begrenzt. […] 

5.Die Haf­tungs­be­gren­zun­gen die­ses Abschnitts gel­ten nicht bei Ver­let­zung von Leben, Kör­per oder Gesundheit.” 

Das Amts­ge­richt hat der auf Zah­lung von 2.158,73 € (Repa­ra­tur­kos­ten ohne Mehr­wert­steu­er) gerich­te­ten Kla­ge statt­ge­ge­ben. Auf die Beru­fung des Beklag­ten hat das Land­ge­richt die Kla­ge abge­wie­sen. Die vom Land­ge­richt zuge­las­se­ne Revi­si­on hat­te Erfolg und führ­te zur Wie­der­her­stel­lung des amts­ge­richt­li­chen Urteils.

Der unter ande­rem für das Kauf­recht zustän­di­ge VIII. Zivil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat ent­schie­den, dass die Ver­jäh­rungs­ver­kür­zung gemäß Abschnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen wegen Ver­sto­ßes gegen das Trans­pa­renz­ge­bot (§ 307 Abs. 1 Satz 2 BGB) unwirk­sam ist und der Beklag­te des­halb wegen Ver­let­zung sei­ner Pflicht zur Nach­er­fül­lung (§ 439 Abs. 1 BGB) zur Zah­lung des von der Klä­ge­rin begehr­ten Scha­dens­er­sat­zes ver­pflich­tet ist.

Ein durch­schnitt­li­cher, juris­tisch nicht vor­ge­bil­de­ter Kun­de kann den — wider­sprüch­li­chen — Rege­lun­gen in Abschnitt VI Nr. 1 Satz 1 und VI Nr. 5, VII näm­lich nicht ent­neh­men, ob er Scha­dens­er­satz­an­sprü­che wegen der Ver­let­zung der Pflicht des Ver­käu­fers zur Nach­er­fül­lung bereits nach einem Jahr oder aber erst nach Ablauf der gesetz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren nicht mehr gel­tend machen kann.

Denn einer­seits sol­len nach Abschnitt VI Nr. 1 Satz 1 der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen Ansprü­che wegen Sach­män­geln nach einem Jahr ver­jäh­ren. Danach darf der Ver­käu­fer nach Ablauf die­ser Zeit die Nach­er­fül­lung wegen eines Sach­man­gels ver­wei­gern, so dass auch für einen Scha­dens­er­satz­an­spruch wegen Ver­let­zung einer Nach­er­fül­lungs­pflicht kein Raum mehr wäre. Ande­rer­seits ergibt sich aus den Rege­lun­gen des Abschnitts VI Nr. 5 und VII, dass für sämt­li­che Scha­dens­er­satz­an­sprü­che die Ver­jäh­rungs­frist nicht ver­kürzt ist und die gesetz­li­che Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren gilt. Danach kann der Käu­fer einen Scha­dens­er­satz­an­spruch erst nach Ablauf von zwei Jah­ren nicht mehr mit Erfolg gel­tend machen. Die All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen geben somit — aus der maß­geb­li­chen Sicht des Kun­den — kei­ne ein­deu­ti­ge Ant­wort dar­auf, bin­nen wel­cher Frist er vom Ver­käu­fer Scha­dens­er­satz wegen Ver­let­zung einer Nach­er­fül­lungs­pflicht ver­lan­gen kann.

Schmidt-Strunk emp­fahl, dies beach­ten und in der­ar­ti­gen Fäl­len unbe­dingt recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf den VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V. – www.vdvka.de — verwies.

 

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