(Kiel) Der vom Prä­si­di­um des Bun­des­ge­richts­hofs vor­über­ge­hend als Hilfs­spruch­kör­per ein­ge­rich­te­te VIa. Zivil­se­nat hat sich im Anschluss an die Ent­schei­dung des VI. Zivil­se­nats vom 6. Juli 2021 – VI ZR 40/20 mit der Gewäh­rung von klei­nem Scha­dens­er­satz in den soge­nann­ten “Die­sel­fäl­len” befasst.

Dar­auf ver­weist der Lim­bur­ger Fach­an­walt für Ver­kehrs­recht Klaus Schmidt-Strunk, Vize­prä­si­dent des VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­An­wäl­te e. V. mit Sitz in Kiel, unter Hin­weis auf die ent­spre­chen­de Mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) vom 11.03.2021 zu sei­nem Urteil vom 24. Janu­ar 2022 – VIa ZR 100/21.

  • Sach­ver­halt:

Der Klä­ger kauf­te im Sep­tem­ber 2013 für 12.999 € von einem Drit­ten einen Gebraucht­wa­gen Seat Leon, der mit einem von der beklag­ten Volks­wa­gen AG her­ge­stell­ten Die­sel­mo­tor der Bau­rei­he EA 189 ver­se­hen war. Bei Erwerb wies das Kraft­fahr­zeug eine Lauf­leis­tung von 60.400 km auf. Es war mit einer Soft­ware aus­ge­stat­tet, die erkann­te, ob es sich auf einem Prüf­stand befand, und in die­sem Fall vom regu­lä­ren Abgas­rück­füh­rungs­mo­dus in einen Stick­oxid-opti­mier­ten Modus wech­sel­te. Nach Bekannt­wer­den des soge­nann­ten Abgas­skan­dals ließ der Klä­ger ein von der Beklag­ten ent­wi­ckel­tes Soft­ware-Update auf­spie­len. Zum 31. Dezem­ber 2019 betrug die Lauf­leis­tung des Kraft­fahr­zeugs nach Anga­ben des Klä­gers rund 275.000 km.

  • Bis­he­ri­ger Prozessverlauf:

Das Amts­ge­richt hat die auf Leis­tung des vor­ge­richt­lich ver­lang­ten “klei­nen” Scha­dens­er­sat­zes nebst Zin­sen und auf Erstat­tung vor­ge­richt­lich ver­aus­lag­ter Anwalts­kos­ten gerich­te­te Kla­ge abge­wie­sen. Das Beru­fungs­ge­richt hat die Beru­fung gegen das amts­ge­richt­li­che Urteil zurückgewiesen.

  • Ent­schei­dung des Bundesgerichtshofs:

Die vom Beru­fungs­ge­richt zuge­las­se­ne Revi­si­on des Klä­gers hat­te über­wie­gend Erfolg.

Der VIa. Zivil­se­nat hat im Anschluss an die Ent­schei­dung des VI. Zivil­se­nats vom 6. Juli 2021 bekräf­tigt, dass der Käu­fer eines vom “Die­sel­skan­dal” betrof­fe­nen Fahr­zeugs ein Wahl­recht hat. Er kann gegen Rück­ga­be des Fahr­zeugs und Anrech­nung von Nut­zungs­vor­tei­len den gesam­ten Kauf­preis zurück­ver­lan­gen (“gro­ßer” Scha­dens­er­satz). Er kann aber auch das Fahr­zeug behal­ten und ledig­lich als “klei­nen” Scha­dens­er­satz die Dif­fe­renz zwi­schen einem höhe­ren Kauf­preis und einem gege­be­nen­falls nied­ri­ge­ren Wert des Fahr­zeugs bei Abschluss des Kauf­ver­trags bean­spru­chen. Für die­se zwei­te Mög­lich­keit hat sich der Klä­ger ent­schie­den, des­sen Kla­ge des­halb nicht ohne wei­te­re Prü­fung der Höhe sei­nes Anspruchs hät­te abge­wie­sen wer­den dürfen.

Im kon­kre­ten Fall besteht aller­dings die Beson­der­heit, dass der Klä­ger das mit einem Kilo­me­ter­stand von 60.400 km gebraucht gekauf­te Fahr­zeug bei Kla­ge­er­he­bung schon über wei­te­re 200.000 km bis zu einem Kilo­me­ter­stand von rund 275.000 km gefah­ren hat­te. Damit steht im Raum, dass der Käu­fer sich im Wege der Vor­teils­aus­glei­chung den Wert von Nut­zun­gen auf den “klei­nen” Scha­dens­er­satz in dem Umfang anrech­nen las­sen muss, in dem der Wert der Nut­zun­gen den Wert des Fahr­zeugs bei Ver­trags­schluss übersteigt.

Da das Beru­fungs­ge­richt – aus sei­ner Sicht kon­se­quent – weder Fest­stel­lun­gen zum Wert des Fahr­zeugs bei Ver­trags­schluss noch zum Wert der vom Klä­ger gezo­ge­nen Nut­zun­gen getrof­fen hat, hat der VIa. Zivil­se­nat das Beru­fungs­ur­teil im Aus­spruch zum “klei­nen” Scha­dens­er­satz auf­ge­ho­ben und die Sache zur wei­te­ren Sach­auf­klä­rung an das Beru­fungs­ge­richt zurück­ver­wie­sen. Das Beru­fungs­ur­teil hat­te im Ergeb­nis nur inso­weit Bestand, als das Beru­fungs­ge­richt den Anspruch auf Erstat­tung vor­ge­richt­lich ent­stan­de­ner Anwalts­kos­ten ver­neint hat.

Schmidt-Strunk emp­fahl, dies beach­ten und in der­ar­ti­gen Fäl­len unbe­dingt recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf den VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V. – www.vdvka.de — verwies.

Für Rück­fra­gen steht Ihnen zur Verfügung:

Klaus Schmidt-Strunk
Rechtsanwalt
Fach­an­walt für Familienrecht
Fach­an­walt für Verkehrsrecht
Vize-Prä­si­dent des VdVKA — Ver­band Deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V.
Sie­mens­str. 26
65549 Limburg
Tel.: 06431 / 22551
Fax: 06431 / 24261
Email: rechtsanwalt@schmidt-strunk.de
www.schmidt-strunk.de