(Kiel) Der Bun­des­ge­richts­hof hat ent­schie­den, dass einem Lea­sing­neh­mer, der als Ver­brau­cher mit einem Unter­neh­mer einen Lea­sing­ver­trag mit Kilo­me­ter­ab­rech­nung abge­schlos­sen hat, ein Recht zum Wider­ruf des Ver­trags nicht zusteht.

Dar­auf ver­weist der Erlan­ger Fach­an­walt für Straf- und Ver­kehrs­recht Mar­cus Fischer, Vize­prä­si­dent des VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­An­wäl­te e. V. mit Sitz in Kiel, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) zu sei­nem Urteil vom 24. Febru­ar 2021 – VIII ZR 36/20.

Sach­ver­halt:

Der kla­gen­de Lea­sing­neh­mer hat als Ver­brau­cher mit der beklag­ten Lea­sing­ge­be­rin im Jahr 2015 einen Lea­sing­ver­trag über ein Neu­fahr­zeug mit Kilo­me­ter­ab­rech­nung (so genann­ter Kilo­me­ter­lea­sing­ver­trag) abge­schlos­sen. Auf­grund eines vom ihm im März 2018 erklär­ten Wider­rufs ver­langt er Rück­erstat­tung sämt­li­cher erbrach­ter Leasingzahlungen.

Bis­he­ri­ger Prozessverlauf:

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge abge­wie­sen. Die hier­ge­gen gerich­te­te Beru­fung des Klä­gers ist vor dem Ober­lan­des­ge­richt ohne Erfolg geblieben.

Ent­schei­dung des Bundesgerichtshofs:

Der VIII. Zivil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die gegen das Beru­fungs­ur­teil gerich­te­te Revi­si­on des Klä­gers zurück­ge­wie­sen. Das Beru­fungs­ge­richt hat zu Recht ein Wider­rufs­recht des Klä­gers unter jedem recht­lich denk­ba­ren Gesichts­punkt verneint.

Ein Lea­sing­ver­trag mit Kilo­me­ter­ab­rech­nung erfüllt nicht die Vor­aus­set­zun­gen der Vor­schrift des § 506 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bis Nr. 3 BGB (in der bei Ver­trags­schluss und auch heu­te noch gel­ten­den Fas­sung), weil er weder eine Erwerbs­pflicht des Lea­sing­neh­mers oder ein Andie­nungs­recht des Lea­sing­ge­bers noch eine Rest­wert­ga­ran­tie des Lea­sing­neh­mers vor­sieht. Ein Wider­rufs­recht des Lea­sing­neh­mers ergibt sich bei einem Kilo­me­ter­lea­sing­ver­trag auch nicht aus § 506 Abs. 1 BGB in der zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gül­ti­gen Fas­sung. Ein Rück­griff auf die­se Bestim­mung als Auf­fang­tat­be­stand kommt nicht in Betracht. Die Vor­schrift des § 506 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bis Nr. 3 BGB regelt im Wege einer abschlie­ßen­den Auf­zäh­lung, dass bei ent­gelt­li­chen Nut­zungs­ver­trä­gen nur in den genann­ten Fäl­len eine sons­ti­ge ent­gelt­li­che Finan­zie­rungs­hil­fe vor­liegt, bei der gemäß § 506 Abs. 1 BGB (in der genann­ten Fas­sung) ein Recht des Lea­sing­neh­mers zum Wider­ruf des Lea­sing­ver­trags nach den Vor­schrif­ten des Ver­brau­cher­kre­dit­rechts besteht.

Man­gels Vor­lie­gens der Vor­aus­set­zun­gen für eine Ana­lo­gie schei­det auch ein Wider­rufs­recht des Lea­sing­neh­mers in ent­spre­chen­der Anwen­dung des — die Fäl­le einer Rest­wert­ga­ran­tie regeln­den — Vor­schrift des § 506 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BGB aus. Dem gesetz­ge­be­ri­schen Kon­zept haf­tet weder eine plan­wid­ri­ge Rege­lungs­lü­cke an noch trifft die vom Gesetz­ge­ber bei der Schaf­fung der genann­ten Bestim­mung vor­ge­nom­me­ne Inter­es­sen­be­wer­tung auf Kilo­me­ter­lea­sing­ver­trä­ge zu.

Der Gesetz­ge­ber hat sich bei der Ein­füh­rung des § 506 BGB nicht an der bis­he­ri­gen Rechts­la­ge ori­en­tiert, bei der die höchst­rich­ter­li­che Recht­spre­chung Lea­sing­ver­trä­ge mit Kilo­me­ter­ab­rech­nung als Finan­zie­rungs­lea­sing­ver­trä­ge ein­ge­stuft und sie als Finan­zie­rungs­hil­fen im Sin­ne des Ver­brau­cher­kre­dit­ge­set­zes ange­se­hen hat. Viel­mehr hat er nun­mehr die Inter­es­sen­be­wer­tung der euro­päi­schen Ver­brauch­gü­ter­kauf­richt­li­nie über­nom­men, die Lea­sing­ver­trä­ge ledig­lich im Fal­le einer – auch ein­sei­tig vom Lea­sing­ge­ber aus­lös­ba­ren – Erwerbs­pflicht des Lea­sing­neh­mers dem Ver­brau­cher­kre­dit­recht unter­stell­te. Die nach der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie vor­ge­se­he­ne Beschrän­kung des Ver­brau­cher­kre­dit­schut­zes auf bestimm­te Fäl­le ent­gelt­li­cher Gebrauchs­über­las­sungs­ver­trä­ge hat der Gesetz­ge­ber nicht nur den — der Umset­zung der Richt­li­nie die­nen­den — Bestim­mun­gen des § 506 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und 2 BGB zugrun­de gelegt, son­dern auch bei dem zusätz­lich geschaf­fe­nen Tat­be­stand des § 506 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BGB nach­ge­zeich­net. Mit die­ser Rege­lung hat er ledig­lich das Wider­rufs­recht punk­tu­ell erwei­tern, nicht aber sämt­li­che Finan­zie­rungs­lea­sing­ver­trä­ge dem Ver­brau­cher­kre­dit­recht unter­wer­fen wollen.

Der Abschluss eines Kilo­me­ter­lea­sing­ver­trags stellt auch nicht ein Umge­hungs­ge­schäft nach § 511 Satz 2 BGB in der bei Ver­trags­schluss gel­ten­den Fas­sung (heu­te § 512 BGB) dar, das zur Anwen­dung des § 506 Abs. 1 BGB und damit zu einem Wider­rufs­recht des Ver­brau­chers gemäß §§ 495, 355 BGB führ­te. Denn der Umstand, dass ein bestimm­ter – und zudem seit lan­gem eta­blier­ter – Ver­trags­typ gewählt wird, der nach dem gesetz­ge­be­ri­schen Rege­lungs­kon­zept gera­de nicht von der Ver­brau­cher­schutz­norm des § 506 BGB erfasst ist, begrün­det kei­ne Umge­hung die­ser Regelung.

Schließ­lich hat die Beklag­te durch den Umstand, dass sie dem Klä­ger eine “Wider­rufs­in­for­ma­ti­on” erteilt hat, die­sem nicht ein Ange­bot auf Ein­räu­mung eines (von den gesetz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen unab­hän­gi­gen) ver­trag­li­chen Wider­rufs­rechts unterbreitet.

Fischer riet, das Urteil zu beach­ten und in allen Zwei­fels­fäl­len unbe­dingt recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf den VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V. – www.vdvka.de — verwies.

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