(Kiel) Ein Land­kreis darf in der Benut­zungs­ord­nung für sei­ne Erd­aus­hub­de­po­nie den Selbst­an­lie­fe­rern nicht vor­schrei­ben, wel­che Fahrt­rou­ten sie auf dem Weg dort­hin ein­hal­ten müssen.

Das, so der Bad Nau­hei­mer Fach­an­walt für Ver­kehrs­recht Roma­nus Schlemm, Vize­prä­si­dent des VdV­KA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­An­wäl­te e. V. mit Sitz in Kiel, hat der 10. Senat des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs Baden-Würt­tem­berg (VGH) in einem am 04.02.2010 bekannt­ge­ge­be­nen Urteil vom 15.12.2009, Az.: 10 S 3348/08, entschieden.

Er hat damit auf den Antrag eines Trans­port­un­ter­neh­mers (Antrag­stel­ler) die ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten der betref­fen­den Sat­zung des Land­krei­ses für unwirk­sam erklärt.

Der Land­kreis Böb­lin­gen hat in sei­ner Sat­zung über die Benut­zung von Abfall­ent­sor­gungs­an­la­gen unter ande­rem gere­gelt, dass bei Anlie­fe­run­gen zur Boden­aus­hub­de­po­nie in Ehn­in­gen ins­be­son­de­re bestimm­te Orts­durch­fahr­ten zu mei­den sind. Hier­ge­gen wand­te sich der Antrag­stel­ler mit sei­nem Nor­men­kon­troll­an­trag vor dem VGH. Er ver­wies dar­auf, dass er wegen der damit vor­ge­schrie­be­nen Fahrt­rou­ten zu erheb­li­chen Umwe­gen mit erhöh­ten Kos­ten gezwun­gen wer­de, wenn er Erd­aus­hub aus dem nörd­li­chen Kreis­ge­biet zur Depo­nie trans­por­tie­re. Er sei des­halb in sei­ner Berufs­frei­heit verletzt.

Der VGH hat in sei­nem Urteil fest­ge­stellt, dass der Land­kreis die ange­grif­fe­ne Rege­lung nicht habe erlas­sen dür­fen, betont Schlemm.

Sie kön­ne sich nicht, wie erfor­der­lich, auf eine gesetz­li­che Ermäch­ti­gungs­grund­la­ge stüt­zen und sei des­we­gen rechts­wid­rig. Nach dem Lan­des­ab­fall­ge­setz kön­ne nur die Benut­zung der Abfall­be­sei­ti­gungs­an­la­gen durch Sat­zung gere­gelt wer­den. Die Benut­zung begin­ne aber frü­hes­tens dann, wenn der Anlie­fe­rer das öffent­li­che Stra­ßen­netz ver­las­se, die depo­nie­ei­ge­ne Zufahrts­stra­ße befah­re und dann den Aus­hub abla­de. Der dem Land­kreis eröff­ne­te Rege­lungs­be­reich der Benut­zung bezie­he sich nur auf den funk­ti­ons­ge­rech­ten Betrieb der Depo­nie. Dafür sei es aber ohne Bedeu­tung, auf wel­chem Weg im öffent­li­chen Stra­ßen­netz die Depo­nie erreicht wer­de. Der Land­kreis habe viel­mehr eine Ver­kehrs­re­ge­lung getrof­fen. Eine sol­che Rege­lung kön­ne aber nur auf der Grund­la­ge der Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung erlas­sen wer­den; denn dar­in sei­en Vor­schrif­ten über den Schutz der Bevöl­ke­rung vor den vom Stra­ßen­ver­kehr ver­ur­sach­ten Lärm- und Abgas­im­mis­sio­nen ent­hal­ten. Die­se bun­des­recht­li­chen Bestim­mun­gen sei­en abschlie­ßend, so dass für eine abwei­chen­de lan­des­recht­li­che Rege­lung kein Raum sei.

Abschlie­ßend hat der VGH noch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Land­kreis aber nicht gehin­dert ist, das von ihm mit der für unwirk­sam erklär­ten Rege­lung ver­folg­te Ziel, bestimm­te Orte von einem Teil des Durch­gangs­ver­kehrs zu ent­las­ten, wei­ter­hin auf dem Weg einer frei­wil­li­gen Selbst­ver­pflich­tung der Depo­nie­be­nut­zer zu verfolgen.

Die Revi­si­on wur­de nicht zuge­las­sen. Die Nicht­zu­las­sung der Revi­si­on kann bin­nen eines Monats nach Zustel­lung des schrift­li­chen Urteils durch Beschwer­de beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ange­foch­ten werden.

Er emp­fahl, dies zu beach­ten und ggfs. recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf den VdV­KA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V. — www.vdvka.de — verwies.

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