(Kiel) Fahr­zeu­ge der Unfall­for­schung kön­nen sich nicht auf ein Son­der­recht nach § 35 StVO und damit auf eine Frei­stel­lung von den Vor­schrif­ten der Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung (StVO) berufen. 

Dar­auf ver­weist der Bad Nau­hei­mer Fach­an­walt für Ver­kehrs­recht Roma­nus Schlemm, Vize­prä­si­dent des VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­An­wäl­te e. V. mit Sitz in Kiel, unter Hin­weis auf die Mit­tei­lung des Ober­lan­des­ge­richts (OLG) Cel­le vom 3. August 2011 zu sei­nem Urteil vom glei­chen Tage — Az.: 14 U 158/10.

Nach § 35 STVO sind die Bun­des­wehr, die Bun­des­po­li­zei, die Feu­er­wehr, der Kata­stro­phen­schutz, die Poli­zei und der Zoll­dienst von den Vor­schrif­ten  der Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung befreit, soweit das zur Erfül­lung hoheit­li­cher Auf­ga­ben drin­gend gebo­ten ist. Fer­ner sind Fahr­zeu­ge des Ret­tungs­diensts von den Vor­schrif­ten die­ser Ver­ord­nung befreit, wenn höchs­te Eile gebo­ten ist, um Men­schen­le­ben zu ret­ten oder schwe­re gesund­heit­li­che Schä­den abzuwenden.

In dem vor­lie­gen­den Fall fuhr ein Fahr­zeug der Ver­kehrs­un­fall­for­schung trotz Rot­lichts in einen Kreu­zungs­be­reich mit Blau­licht und Mar­tins­horn ein und kol­li­dier­te inmit­ten der Kreu­zung mit dem bei Grün­licht hin­ein gefah­re­nen Pkw des Klä­gers, an des­sen Fahr­zeug Total­scha­den ent­stand. Er klagt auf den Rest­be­trag sei­nes von der geg­ne­ri­schen Haft­pflicht­ver­si­che­rung ledig­lich zur Hälf­te regu­lier­ten Schadens. 

Das Land­ge­richt hat­te zu Las­ten des Klä­gers eine Mit­haf­tungs­quo­te von einem Drit­tel ange­nom­men und sei­ner Kla­ge daher nur teil­wei­se statt­ge­ge­ben, weil der Füh­rer des Fahr­zeugs der Unfall­for­schung sich auf Son­der­rech­te nach der StVO habe beru­fen können.

Dem hat der 14. Zivil­se­nat des OLG Cel­le jedoch wider­spro­chen, so Schlemm.

Fahr­zeu­ge der Unfall­for­schung unter­fal­len nicht dem in § 35 StVO genann­ten Kreis der Son­der­rechts­fahr­zeu­ge. Wegen der mit der Wahr­neh­mung von Son­der­rech­ten ver­bun­de­nen erheb­li­chen Gefähr­dun­gen ist der Anwen­dungs­be­reich des § 35 StVO — auch weil er eine Aus­nah­me­vor­schrift dar­stellt — eng aus­zu­le­gen. So ist er eröff­net, wenn höchs­te Eile gebo­ten ist, um Men­schen­le­ben zu ret­ten oder schwe­re gesund­heit­li­che Schä­den abzu­wen­den. Dar­auf war der vor­lie­gen­de Ein­satz zur Unfall­for­schung von vor­ne­her­ein nicht gerichtet. 

Der Senat hat wei­ter ent­schie­den, dass ein Son­der­recht nach § 35 StVO die dadurch Begüns­tig­ten zwar an sich von der Ein­hal­tung jeder Ver­kehrs­vor­schrift frei­stellt. Die­se Son­der­stel­lung gibt ihnen aber kei­ne Vor­fahrt gegen­über dem übri­gen Ver­kehr, son­dern berech­tigt sie nur, von den all­ge­mei­nen Ver­kehrs­vor­schrif­ten mit größt­mög­li­cher Sorg­falt abzu­wei­chen. Danach hät­te sich der Füh­rer des Fahr­zeugs der Unfall­for­schung ver­ge­wis­sern müs­sen, dass die ande­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer sei­nen Wagen wahr­ge­nom­men haben und ihm Vor­rang ein­räu­men wer­den, bevor er sich bei Rot­licht in die Kreu­zung hät­te hin­ein­tas­ten dür­fen. Der Senat hat die Revi­si­on nicht zuge­las­sen. Damit ist die Sache rechtskräftig.

Schlemm emp­fahl, die Ent­schei­dung zu beach­ten und in der­ar­ti­gen Fäl­len recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf die Anwäl­te und Anwäl­tin­nen in dem VdVKA — Ver­band deut­scher Ver­kehrs­rechts­an­wäl­te e. V. — www.vdvka.de — verwies.

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