OLG Hamm, Beschluss vom 02.05.2023, AZ 7 U 130/22

Aus­ga­be: 04–2023

• 1.
Ein Fahr­zeug, das ohne jede Fort­be­we­gungs- und Trans­port­funk­ti­on nur wie ein Baum oder ein Fels als Anker für Win­de und Seil im Rah­men eines Ber­ge­vor­gangs dient, ist nicht in Betrieb im Sin­ne des § 7 Abs. 1 StVG (in Fort­schrei­bung zum Ein­satz als Arbeits­ma­schi­ne BGH Urt. v. 21.9.2021 – VI ZR 726/20, r+s 2021, 710 Rn. 7 ff. m. w. N.; OLG Hamm Beschl. v. 18.5.2021 – 9 W 14/21, NJW-RR 2021, 814 = juris Rn. 9 f.).
• 2.
Das sich mit­tels sei­ner Win­de und sei­ner Motor­kraft frei­zie­hen­de Fahr­zeug ist hin­ge­gen in Betrieb im Sin­ne des § 7 Abs. 1 StVG, so dass ein Hel­fer, der die Win­de kabel­ge­bun­den fern­steu­ert, beim Betrieb die­ses Fahr­zeugs, nicht aber des Anker-Fahr­zeugs, im Sin­ne des § 8 Nr. 2 StVG tätig ist.
• 3.
Das zuvor im Rah­men eines Ber­ge­vor­gangs nicht in Betrieb befind­li­che Anker-Fahr­zeug kommt im Sin­ne des § 7 Abs. 1 StVG in Betrieb, wenn es sei­ne Fahrt mit­tels eig­ner Motor­kraft fortsetzt.
• 4.
Ein Unfall in einem Off­road-Park erfolgt nicht außer­halb jeg­li­chen öffent­li­chen Ver­kehrs­raums (in Anwen­dung von BGH Urt. v. 11.2.2020 – VI ZR 286/19, zfs 2020, 614 Rn. 19 f.) und wird auch nicht von § 4 Nr. 4 Kfz­PflVV / A.1.5.2 AKB 2015 erfasst oder könn­te auch sonst nicht nach § 4 Kfz­PflVV von der Pflicht­haft­pflicht­ver­si­che­rung aus­ge­nom­men werden.
• 5.
Der beim Anfah­ren ver­letz­te Hel­fer wird durch sei­ne Tätig­keit weder zum Hal­ter im Sin­ne des § 17 Abs. 2, § 7 Abs. 1 StVG noch zum Füh­rer eines Kraft­fahr­zeugs im Sin­ne des § 17 Abs. 2, § 18 Abs. 1, Abs. 3 StVG (in Fort­schrei­bung zu BGH Beschl. v. 23.9.2014 – 4 StR 92/14, BGHSt 59, 311 Rn. 11 m. w. N.; BGH Urt. v. 12.1.2021 – VI ZR 662/20, r+s 2021, 168 Rn. 7).
• 6.
Ein Mit­ver­schul­den des Hel­fers im Sin­ne des § 9 StVG in Ver­bin­dung mit § 254 Abs. 1 BGB schei­det aus, wenn er das Anfah­ren nicht erken­nen konnte.
• 7.
Ein umfas­sen­der Haf­tungs­aus­schluss eines Off­road-Park-Betrei­bers, der sich auch auf das Ver­hält­nis unter den Besu­chern erstreckt, ist nach § 309 Nr. 7, § 276 Abs. 3, § 306 Abs. 1, Abs. 2 BGB unwirk­sam (in Fort­schrei­bung zu BGH Urt. v. 1.4.2003 – VI ZR 321/02, BGHZ 154, 316 = juris Rn. 9; BGH Urt. v. 23.9.2010 – III ZR 246/09, BGHZ 187, 86 Rn. 26; BGH Urt. v. 24.9.1985 – VI ZR 4/84, BGHZ 96, 18 = juris Rn. 24).
• 8.
Zur Höhe des Schmer­zens­gel­des bei Tibiakopffraktur.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: https://www.justiz.nrw.de/nrwe/olgs/hamm/j2023/…