Der unter ande­rem für das Dar­le­hens­recht zustän­di­ge XI. Zivil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat in zwei Fäl­len ent­schie­den, dass der jewei­li­ge Dar­le­hens­neh­mer den zur Finan­zie­rung eines Kfz-Erwerbs geschlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trag nicht wirk­sam wider­ru­fen hat, weil die jeweils beklag­te Bank eine ord­nungs­ge­mä­ße Wider­rufs­in­for­ma­ti­on und die erfor­der­li­chen Pflicht­an­ga­ben bean­stan­dungs­frei erteilt hatte. 

Sach­ver­halt und bis­he­ri­ger Prozessverlauf: 

Die Par­tei­en strei­ten jeweils um die Wirk­sam­keit des Wider­rufs der auf Abschluss von Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trä­gen gerich­te­ten Wil­lens­er­klä­run­gen der Kläger.
Die Klä­ger bei­der Ver­fah­ren erwar­ben jeweils ein Kraft­fahr­zeug, näm­lich in dem einen Fall einen BMW und in dem ande­ren Fall einen Ford. Zugleich schlos­sen sie zur Finan­zie­rung des über die ver­ein­bar­ten Anzah­lun­gen hin­aus­ge­hen­den Kauf­preis­teils im Mai 2016 (XI ZR 650/18) bzw. Juli 2013 (XI ZR 11/19) mit den jewei­li­gen Ban­ken Dar­le­hens­ver­trä­ge zu einem gebun­de­nen Soll­zins­satz von 3,92% p.a. und einer fes­ten Lauf­zeit. Die Dar­le­hens­ver­trags­un­ter­la­gen ent­hiel­ten eine Wider­rufs­in­for­ma­ti­on, in der u.a. für den Fall des Wider­rufs über des­sen Fol­gen infor­miert wird. Dort heißt es (nach­fol­gend die For­mu­lie­rung in der Sache XI ZR 650/18; die in der Sache XI ZR 11/19 ist inhaltsgleich): 

Soweit das Dar­le­hen bereits aus­be­zahlt wur­de, haben Sie es spä­tes­tens inner­halb von 30 Tagen zurück­zu­zah­len und für den Zeit­raum zwi­schen der Aus­zah­lung und der Rück­zah­lung des Dar­le­hens den ver­ein­bar­ten Soll­zins zu ent­rich­ten. Die Frist beginnt mit der Absen­dung der Wider­rufs­er­klä­rung. Für den Zeit­raum zwi­schen Aus­zah­lung und Rück­zah­lung ist bei voll­stän­di­ger Inan­spruch­nah­me des Dar­le­hens pro Tag ein Zins­be­trag in Höhe von 0,00 Euro zu zah­len. Die­ser Betrag ver­rin­gert sich ent­spre­chend, wenn das Dar­le­hen nur teil­wei­se in Anspruch genom­men wurde.” 

Die jewei­li­gen Ver­trags­un­ter­la­gen ent­hal­ten kei­nen aus­drück­li­chen Hin­weis dar­auf, dass der Dar­le­hens­ver­trag außer­or­dent­lich unter den in § 314 BGB genann­ten Vor­aus­set­zun­gen gekün­digt wer­den kann. Hin­sicht­lich einer der Bank zu zah­len­den Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung im Fal­le der vor­zei­ti­gen Rück­zah­lung des Dar­le­hens heißt es in den Ver­trags­un­ter­la­gen, dass sich die­se nach den vom Bun­des­ge­richts­hof “vor­ge­schrie­be­nen finanz­ma­the­ma­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen” berech­ne, wobei ein­zel­ne bei der Berech­nung zu berück­sich­ti­gen­de Para­me­ter auf­ge­führt wer­den. Dar­ge­stellt sind fer­ner die gesetz­li­chen Höchst­gren­zen der Vorfälligkeitsentschädigung. 

Nach Erbrin­gung von Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen erklär­ten die jewei­li­gen Klä­ger im Jahr 2017 den Wider­ruf ihrer auf den Abschluss der Dar­le­hens­ver­trä­ge gerich­te­ten Wil­lens­er­klä­run­gen. Sie mei­nen, die Ver­trags­un­ter­la­gen ent­hiel­ten nicht alle für das Anlau­fen der 14-tägi­gen Wider­rufs­frist vor­ge­schrie­be­nen Anga­ben, weil nicht bzw. nicht hin­rei­chend klar und ver­ständ­lich über die Wider­rufs­fol­gen, die Metho­de zur Berech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung und das außer­or­dent­li­che Kün­di­gungs­recht nach § 314 BGB infor­miert wor­den sei. Auf­grund des wirk­sa­men Wider­rufs des Dar­le­hens­ver­trags sei­en sie auch an den Kauf­ver­trag über das Kraft­fahr­zeug nicht mehr gebunden. 

Die unter ande­rem auf Rück­zah­lung von Zins- und Til­gungs­leis­tun­gen gerich­te­ten Kla­gen haben die Land­ge­rich­te abge­wie­sen. Die dage­gen gerich­te­ten Beru­fun­gen der Klä­ger hat das Beru­fungs­ge­richt zurück­ge­wie­sen. Mit den vom Ober­lan­des­ge­richt zuge­las­se­nen Revi­sio­nen ver­fol­gen die Klä­ger ihr Begeh­ren weiter. 

Ent­schei­dung des Bundesgerichtshofs: 

Der XI. Zivil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat ent­schie­den, dass die Wider­rufs­in­for­ma­tio­nen ord­nungs­ge­mäß sind und auch die erfor­der­li­chen Pflicht­an­ga­ben erteilt wor­den sind, so dass in bei­den Ver­fah­ren die zwei­wö­chi­ge Wider­rufs­frist in Lauf gesetzt wor­den ist und die jewei­li­gen Klä­ger ihr Wider­rufs­recht nicht frist­ge­recht aus­ge­übt haben. Der XI. Zivil­se­nat hat des­halb die Revi­sio­nen der bei­den Klä­ger zurück­ge­wie­sen. Zur Begrün­dung hat der Senat im Wesent­li­chen ausgeführt:
Die nach Art. 247 § 6 Abs. 2 Satz 2 EGBGB mit­zu­tei­len­de Anga­be eines zu zah­len­den Zins­be­trags in der Infor­ma­ti­on über die Wider­rufs­fol­gen ist auch dann klar und ver­ständ­lich, wenn sie mit 0,00 € ange­ge­ben wird. Dies wird von einem nor­mal infor­mier­ten, ange­mes­sen auf­merk­sa­men und ver­stän­di­gen Ver­brau­cher, auf den abzu­stel­len ist, dahin ver­stan­den, dass im Fal­le des Wider­rufs kei­ne Zin­sen zu zah­len sind. Eine sol­che Rege­lung begeg­net kei­nen recht­li­chen Beden­ken. Nach § 361 Abs. 2 Satz 1 BGB darf von den halb­zwin­gen­den gesetz­li­chen Rege­lun­gen über die Wider­rufs­fol­gen zu Guns­ten des Ver­brau­chers abge­wi­chen werden.
Über das außer­or­dent­li­che Kün­di­gungs­recht nach § 314 BGB muss nicht infor­miert wer­den. Dies gehört nicht zu den Anga­ben über das ein­zu­hal­ten­de Ver­fah­ren bei der Kün­di­gung des Ver­trags nach Art. 247 § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 EGBGB. Viel­mehr bezieht sich die­se Vor­schrift nur auf das — in der Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie 2008/48/EG vor­ge­se­he­ne — Kün­di­gungs­recht nach § 500 Abs. 1 BGB

Die nach Art. 247 § 7 Abs. 1 Nr. 3 EGBGB erfor­der­li­chen Infor­ma­tio­nen zu den Vor­aus­set­zun­gen und der Berech­nungs­me­tho­de für den Anspruch auf Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung sind ord­nungs­ge­mäß erteilt wor­den. Im Hin­blick auf eine hin­rei­chen­de Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit der Berech­nungs­me­tho­de genügt es, wenn der Dar­le­hens­ge­ber die für die Berech­nung der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung wesent­li­chen Para­me­ter in gro­ben Zügen benennt. Dem­ge­gen­über bedarf es nicht der Dar­stel­lung einer finanz­ma­the­ma­ti­schen Berech­nungs­for­mel, weil eine sol­che zu Klar­heit und Ver­ständ­lich­keit nichts beitrüge. 

Schließ­lich war auch die Infor­ma­ti­on über den Ver­zugs­zins­satz und die Art und Wei­se sei­ner etwa­igen Anpas­sung nach Art. 247 § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 i.V.m. § 3 Abs. 1 Nr. 11 EGBGB nicht zu bean­stan­den. Soweit den Klä­gern der zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­de kon­kre­te Pro­zent­satz des Ver­zugs­zin­ses nicht mit­ge­teilt wor­den ist, war dies unschäd­lich. Wegen der halb­jähr­li­chen Ver­än­der­bar­keit des Basis­zins­sat­zes und der damit ver­bun­de­nen Bedeu­tungs­lo­sig­keit des Ver­zugs­zins­sat­zes bei Ver­trags­schluss bedurf­te es des­sen nicht. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2019&Sort=3&nr=100967&pos=0&anz=143