BGH, Beschluss vom 08.09.2020, AZ I ZR 119/19

Aus­ga­be: 8/9–2020

a)Im Fracht­haf­tungs­pro­zess kommt es nicht auf die Fra­ge an, wem die Ent­schä­di­gung letzt­lich zusteht (im Anschluss an BGH, Urteil vom 20.April 1989 ‑IZR154/87, TranspR 1989, 413, 414 [juris Rn.16]).

b)Die Fra­ge, ob die Vor­aus­set­zun­gen des §435 HGB erfüllt sind, ist auch dann zu prü­fen, wenn nur ein Grund­ur­teil gemäß §304 ZPO ergeht.

c)Die Klau­sel in den All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen eines Absen­ders, wonach bela­de­ne Fahr­zeu­ge beim Par­ken zu über­wa­chen oder dort abzu­stel­len sind, wo aus­rei­chen­de Sicher­heit gewähr­leis­tet ist, erlegt dem Fracht­füh­rer kei­ne über das gesetz­li­che Maß hin­aus­ge­hen­den Sorg­falts­pflich­ten auf.

d)Aus §7a Abs.2 Satz1 GüKG ergibt sich für den Absen­der kei­ne gege­be­nen­falls zur Kür­zung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs gemäß §425 Abs.2 HGB, §254 BGB füh­ren­de Warnobliegenheit. 

e)Wenn der Fracht­füh­rer man­gels eines ihm anzu­las­ten­den qua­li­fi­zier­ten Ver­schul­dens im Sin­ne des §435 HGB nur beschränkt auf den Haf­tungs­höchst­be­trag gemäß §431 HGB haf­tet, wirkt sich ein Mit­ver­schul­den des Absen­ders oder Emp­fän­gers nur dann auf sei­ne Haf­tung aus, wenn sein auf den Gesamt­scha­den bezo­ge­ner Haf­tungs­an­teil betrags­mä­ßig hin­ter der Haf­tungs­sum­me des §431 HGB zurückbleibt.

f)Der Erlass eines Grund­ur­teils gemäß §304 ZPO kommt nur in Betracht, wenn fest­steht, dass ein Mit­ver­schul­den nicht zum gänz­li­chen Haf­tungs­aus­schluss führt (im Anschluss an BGH, Urteil vom 14.Oktober 2010 ‑IZR212/08, NJW 2011, 2138 Rn.35 ‑Mega-Kas­ten-Gewinn­spiel, mwN).

g)Zu den Vor­aus­set­zun­gen, unter denen im Fall der gemäß §435HGB unbe­schränk­ten Haf­tung des Fracht­füh­rers der Erlass eines Grund­ur­teils in Betracht kommt.

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